Die Geschichte des Kärntner Artilleriebundes ist untrennbar mit der Geschichte des

K. u. K. Feldkanonenregimentes  Nr. 9„, des „K. u. K. Gebirgsartillerieregimentes Nr. 3„, der „Kärntner Volkswehr-Artillerieabteilung“ und des „Kärntner und Osttiroler Leichten Artillerieregimentes Nr. 7“ verbunden.

In der Folge des Ersten Weltkrieges, welcher Österreich und vor allem die „Frontgeneration“ traumatisiert zurückließ, entstanden die verschiedensten Kameradschaftsbünde. Meist nach Waffengattungen oder ehemaligen Regimentern gegliedert und ursprünglich vor allem zur gegenseitigen Unterstützung in den schweren Nachkriegsjahren gedacht, passten diese privaten Vereine ihren Vereinszweck der sich wandelnden Situation und Gesellschaft an, sodass viele bis heute Bestand haben. Der Kärntner Artilleriebund stellt hiefür ein besonders prominentes Beispiel dar, wie ein kurzer Abriss seiner Geschichte und seines Selbstverständnisses aufzeigt.

Der Erste Weltkrieg und auch der Kärntner Abwehrkampf waren zu Ende gegangen. Der Friedensvertrag von ST. GERMAIN wurde umgesetzt, die Kärntner Volksabstimmung am 10. Oktober 1920 abgehalten. Geblieben waren die wirtschaftlichen Schäden, die menschlichen Tragödien. Ein Teil der altösterreichischen Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten wurden in die neu aufgestellte Volkswehr übernommen. Ein anderer Teil kam in zivilen Stellen unter. Die Angehörigen der verschiedenen Kärntner Truppenkörper der aufgelösten Monarchie begannen sich zu sammeln und gründeten Vereine.

Man schrieb das Jahr 1921: der Kärntner Artilleriebund wurde aus der Taufe gehoben.

Ehemalige Kriegsteilnehmer, wie Hans Löscher, Max SCHARABON, BARTLING, Hans WALLNER, HIPFL, MUR, Karl PROIßL und Peter GRAF (der spätere Bürgermeister von Klagenfurt), um nur einige Namen zu nennen, waren die Männer der ersten Stunde. Viele von ihnen hatten in der Kärntner Feldhaubitzbatterie Nr. 2 der Brigadeartillerieabteilung Nr. 6 eine neue militärische Heimat im Ersten Österreichischen Bundesheer gefunden. Hauptmann LÖSCHER wurde einstimmig zum ersten Landesobmann gewählt.

Der Zweck des Vereines war:

Pietätvoll der gefallenen, verstorbenen und vermissten Kameraden zu gedenken und die Gesellschaft anzuhalten, diesen Opfern einen ehrenden, unvergesslichen Platz in der Heimat zu schaffen; den Kriegsgeschädigten – Schwerinvaliden – Kriegswitwen und Waisen erste Hilfestellung zu bieten; den Kameradschaftsgeist, der sich in den schweren Tagen herausgebildet hatte, weiter zu erhalten und sich in verschiedenen Stellungen und Situationen im Sinne dieses Geistes gegenseitig zu helfen und schließlich gegen die Verteufelung der Veteranen – auch das gab es schon – aufzutreten.

Der Kärntner Artilleriebund hatte es sich also zur Aufgabe gemacht, die Kriegsgräuel unvergessen zu machen aber auch der Tapferkeit und Soldatentugend der gefallenen Kameraden zu gedenken und diese weiterzutradieren.

Um dieser Aufgabe auch symbolisch gerecht zu werden entstand bald der Gedanke, den gefallenen und vermissten Artilleristen in der Landeshauptstadt Klagenfurt ein würdiges Denkmal zu setzen. Mit der Enthüllung des Artilleriedenkmales am Völkermarkterplatz am 9.Oktober 1932 führten die Bemühungen des Kärntner Artilleriebundes endlich zum Ziel. Die Anwesenheit des damaligen Ministers für Heerwesen Carl VAUGOIN und die große Anteilnahme der Bevölkerung an diesem Festakt belegten die Bedeutung der Aufgabe des Vereines und der durch ihn transportierten Werte.

1962 musste dieses Denkmal der städteplanerischen Umgestaltung des Feldmarschall Conrad Platzes (ehemaliger Völkermarkter Platz) weichen und wurde auf der Geyerschütt neu errichtet. Die Neuenthüllung fand am 30. Juni 1963 statt. 1997 schließlich wurde das Artilleriedenkmal renoviert und in seine heutige Form gebracht.

Weitere Denkmäler, die auf Initiative des Kärntner Artilleriebundes errichtet wurden, finden sich in der Stadtpfarrkirche in Klagenfurt (eine Gedenktafel zu Ehren der Kameraden des K. u. K. Feldkanonenregimentes Nr. 9), am Ulrichsberg (eine Gedenktafel zu Ehren der gefallenen und verstorbenen Artilleristen), am Tainacher Feld (ein Gedenkstein zu Ehren des an dieser Stelle gefallenen Artilleristen Offizierstellvertreter Mitter) und in der Windischkaserne (ein gemeinsam mit dem Landwehrstammregiment 72 errichtetes Denkmal zu Ehren der toten Kameraden).

All diese Gedenkstätten dienen jedoch nicht dazu, den Krieg zu verherrlichen, sondern sollen dazu beitragen den Frieden zu sichern. Schließlich wissen gerade die Artilleristen um die Schrecken und die Vernichtungskraft von kriegerischen Auseinandersetzungen.

Der Kärnten Artilleriebund selbst musste jedoch während des Zweiten Weltkrieges und in den ersten Nachkriegsjahren eine schwere Zeit durchmachen. Schließlich wurde er nach dem „Anschluss“ Österreichs vom deutschen Kyffhäuserbund und später Reichskriegsbund einverleibt.

Es kam also zur de facto Auflösung des Artilleriebundes, da jegliche Betätigung in Kameradschaftsvereinen staatlich verboten wurde. Ein Großteil des Vereinsvermögens und der gesammelten Relikte wurde beschlagnahmt.

Erst Anfang der 1950er Jahren kam es zu einer neuerlichen Belebung des Artilleriebundes und schlussendlich 1953 zur Neugründung, abermals unter der Führung des ursprünglichen Gründers von 1921, Kommerzialrat Hans LÖSCHER. Auf diesen folgten als Landesobmänner Major Gabi DONNER-GRABOIS (1958 bis 1965), der Industriekaufmann Ignaz TRIEBELNIG (1965 bis 1995), Vizeleutnant Adolf WALDER (1995 bis 2003) und schlussendlich Vizeleutnant Manfred JANESCH (seit 2003).

Gemäß seinem Selbstverständnis suchte der Kärntner Artilleriebund stets die Verbindung mit den aktiven Kärntner Artillerieverbänden. Als besonderer Akt der Partnerschaft überreichte der Kärntner Artilleriebund 1937 ein Ehrensignalhorn an das Kärntner Leichte Artillerieregiment Nr. 7. Diese symbolische Verbindung zwischen Tradition und Gegenwart sollte am 12. Juni 1960 erneuert werden, als der neu gegründete Artilleriebund dasselbe Ehrensignalhorn an die Brigadeartillerieabteilung 7 überreichte. Bis zur Auflösung des Artillerieregimentes 2 im Juli 2007 wurde dieses Signalhorn von der Kärntner Artillerie des Zweiten Bundesheeres ununterbrochen in Ehren gehalten.

Vor allem auf Grund der aktiven und positiven Einstellung des Kärntner Artilleriebundes, betreffend der Zivilcourage und der Notwendigkeit des persönlichen Einsatzes aller Mitglieder zur Erhaltung von Frieden und Wohlstand, konnte sich dieser Kameradschaftsbund bis in die Gegenwart als eine der stärksten und aktivsten Gruppierungen seiner Art behaupten (derzeit ca. 800 Mitglieder und ein Durchschnittsalter der Mitglieder von 40 Jahren).

Die vielfältigen Aktivitäten des Kärntner Artilleriebundes (monatliche Kameradschaftstreffen, Ausflüge, Sommerfest, Barbarakirchtag, Adventfeier, Jahresausklang, verschiedenste sportliche Veranstaltungen, usw.) fördern die Kameradschaft unter den Mitgliedern. Die Teilnahme an kirchlichen Feiern, den verschiedensten festlichen Veranstaltungen des Österreichischen Bundesheeres, des Bundes, der Länder und Gemeinden gehören zu den Pflichtterminen des Kärntner Artilleriebundes, um so die Verbindung zur Öffentlichkeit zu wahren.

Das Bekenntnis zu den gesetzlich normierten Aufgaben des Österreichischen Bundesheeres und die Förderung des Wehrwillens im Rahmen der geistigen Landesverteidigung gehören heute ebenso zu den Aufgaben des Kärntner Artilleriebundes, wie die Mitwirkung bei der Verbreitung des Gedankens des Kulturgüterschutzes in der Öffentlichkeit, die Hilfestellung bei der Sicherung des kulturellen Erbes in Zeiten von Not und Gefahr und die Schaffung und Erhaltung sozialer, karitativer und kultureller Einrichtungen.

So hat der Kärntner Artilleriebund bereits in den 1970er Jahren ein Gemeinschaftshaus (Barbarahaus) auf der Turracherhöhe errichtet, um seinen Mitgliedern die Möglichkeit eines günstigen Urlaubsaufenthaltes zu bieten. Allein die Baugeschichte dieses Kameradschaftshauses belegt den ungeheuren Kameradschaftsgeist, den persönlichen Einsatzwillen und die Selbstlosigkeit unter den Mitgliedern des Kärntner Artilleriebundes. Mittels eigenhändiger Arbeit, Sach- und Geldspenden von Mitgliedern und verschiedenster Geldbeschaffungsaktionen – zum Beispiel der Verkauf von „Bausteinen“ im Wert von 200.000 ATS – entstand dieses Haus in jahrelanger Arbeit. Seit Winter 1977 ständig in Verwendung, kann das Barbarahaus als bestes Beispiel für die gelebte Kameradschaft im Kärntner Artilleriebund betrachtet werden.

Ein weiteres sehr ehrgeiziges Ziel ist es, zur Völkerversöhnung, zur Erhaltung des Friedens in Freiheit beizutragen. So pflegt man auch Verbindungen zu ausländischen Vereinen und Institutionen, welche die gleichen oder ähnliche Ziele verfolgen, wie zum Beispiel nach Italien zur Associazione Nazionale Artiglieri d‘ Italia, Sezione Artiglieri di Buttrio.